20.000 Fuß über dem Meer – oder etwas mehr und die Reise ans Ende der Welt

Wenn die ganze Welt einem zu Füßen liegt,

Und der Blick über die Landschaft streift,

Wenn der Wind die Wogen übers Wasser wiegt,

Und die Seele wie ein Phoenix schweift,

Dann gibt es nur Schönheit weit und breit,

Es wird mir alles etwas klarer,

Dann gibt es nichts was mich entzweit,

Dann seh ich die Welt ein wenig wahrer

(c Felix Mildner)

Diese Zeilen passen sehr gut zu dem Eindruck, den man bekommt wenn man an dem Punkt steht, der am weitesten vom Mittelpunkt der Erde, dort war ja auch schon der Herr Professor Lidenbrock, entfernt ist.  Zweikm weiter, als der Mount Everest der einen Abstand von 6382km vom Mittelpunkt hat, wenn man genau ist.

*Disclaimer*

  1. Der folgende Text spiegelt die realen Erlebnisse der Protagonisten wieder.
  2. Manche Formulierungen dienen der Unterhaltung und sind nicht wörtlich zu nehmen.
  3. Es liegt kein Product-Placement vor. Ich wurde von keiner genannten Marke für diese Expedition bezahlt.

Diese Reise ans Ende der Welt beginnt hier in Otavalo. Lars und ich laufen als Training die 23km des Weges von Otavalo zu den Lagunen von Mojanda während es blitzt, donnert und schüttet. Während des Weges machen wir noch einen Abstecher zu dem Wasserfall Taxopamba, der erstaunlicherweise fast unbekannt bei den Einwohnern Otavalos ist, und schlagen uns durch wilden Wald um zur Straße zurück zu gelangen. Als nächstes ist die Runde um die Laguna Cuicocha dran, die wir in unter drei Stunden vollenden. Inzwischen kenne ich den Rundweg fast auswendig. Als abschließendes Training steht dann noch der Imbabura an. Diesmal ist wieder nix zu sehen ab 3200m wegen Wolken. Und während Lars mir wieder in den Nebel davonläuft – manche Sachen ändern sich wohl nie – schaue ich mir die weiße Wand um den Imbabura aus allen Blickwinkeln an. Das Training muss sich gelohnt haben, denn ich mache unsere Strecke bis kurz vor den Gipfel in etwas mehr als zweieinhalb Stunden und Lars in knapp zwei. Oben gibts dann erstmal Möhrchen und Bananen. Man könnte denken: Das wird bestimmt ein Kinderspiel nach so einem Training. Aber Menschen neigen naturgemäß dazu Sachen falsch einzuschätzen. Man weiß erst hinterher was man durchgemacht hat.

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So auch dieses mal. Wieder mit Stiefeln, Unmengen an Kleidung, Essen und Getränke, sowie Steigeisen und Eispickel bewaffnet, machen wir uns um 10 Uhr abends nach einem Abendessen und knapp zwei Stunden Schlaf auf den Weg.

Zunächst geht es eine Stunde bis zum Gletscher und dann müssen wir die Steigeisen anziehen. Kurz darauf kommt dann noch die obligatorische Sicherungsleine dazu und unser Guide gibt nun das Tempo an. Da es Abschnitte gibt, die etwas gefährlich sind, müssen wir auch mal kürzere Strecken fast rennen. Nach etwa zwei weiteren Stunden, wir sind etwa drei Stunden unterwegs, ist der Part mit den Felsen vorbei und ab jetzt gibt es fast nur noch Schnee und Eis. Einmal müssen wir eine kleine Felswand mit Steigeisen erklettern aber wir sind gesichert und es läuft alles glatt.

4. Stunde: Meinem Kopf geht es einigermaßen gut. Die Höhe macht sich bemerkbar und ich schwitze. Aber ich will trotzdem nichts ausziehen. Es kann ja nur noch kälter werden je höher wir kommen.

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5. Stunde: Es ist 3 Uhr morgens. Die Steigung der Schneefelder ist fast konstant bei 20° (etwa 50%). Wir machen immer wieder Pausen und meine Füße fangen an weh zu tun. Durch die Steigung ist es schwierig die Steigeisen gerade in den Schnee zu drücken. Dadurch belaste ich die außenseiten meiner Füße und meine Knöchel stärker als sonst.

6. Stunde: Noch immer stapfen wir durch den Schnee. Dieser wird immer mehr wie Pulver. Das macht das Abdrücken schwierig und wir rutschen immer wieder ab. Warum mache ich das eigentlich?! Aber die Sterne sind unglaublich klar und man kann die Milchstraße sehen da Neumond ist.

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7. Stunde: Ich habe Kopfschmerzen, bin Müde und meine Füße tun noch mehr weh. Warum mache ich das eigentlich?! Man muss doch bekloppt sein, wenn man das auch noch freiwillig macht und ein Vermögen dafür zahlt. Ach ja, diese Person bin ja ich. Unser Guide hat gerade zurück an die beiden anderen Guides gefunkt, dass wir sehr spät sind und es wahrscheinlich nicht bis zum Gipfel schaffen, weil sonst der Rückweg zu gefährlich wird. Moment – was?! Wir sind zu spät?? Ich habe mich doch jetzt nicht ehrlich hier hochgequält damit ich dann kurz vorm Gipfel wieder umdrehen muss!! Dann halt noch schneller laufen.

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8. Stunde: &#@*$ !! *keuch* Ist das da etwa ein kleiner Hund neben mir?! Ach nein – doch nur ein Schneehügel.

Um kurz vor 7 Uhr morgens nach knapp 9 Stunden Aufstieg kommen wir doch noch auf dem Gipfel an. Die Sonne ist seit kurz nach sechs schon über dem Horizont aber wir bekommen sie jetzt erst zu Gesicht.

Die Aussicht ist atemberaubend! Wir können bis zum Cayambe schauen und die schneebedeckten Gipfel der Ilinizas, des Cotopaxis und des Antisanas sehen. Darunter ist alles wie ein Wolkenteppich. So was sieht man nur im Flugzeug. Der Guide sagt uns, dass man theoretisch bis zum Meer sehen kann.

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Jetzt erstmal n kühles Bier!! Lars Freunde haben ihm eine Flasche Reissdorf Kölsch geschickt, die er an einem besonderen Ort trinken soll. Dies ist ein Ort würdig für ein Kölsch. Damit wäre dann auch ein neuer Rekord aufgestellt. Das höchste Kölsch der Welt!

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Unsere schweizer Schokolade ist so kalt, dass sie komisch schmeckt und meine Gatorade ist nach 20 Sekunden slush. Besser als jede Eismaschine.

Nach einer kurzen Pause und Stärkung gehen wir wieder hinab. Der riesige Schatten des Berges wird von Minute zu Minute kleiner da die Sonne immer höher steigt. Und der erste Teil unserer Wanderung auf dem Gletscher fängt auch am zu tauen. Die steinhart gefrorenen Kiesel und fest gefrorenen Brocken fangen an sich zu lockern. Daher müssen wir uns beeilen zu diesem Part zu kommen bevor es zu warm wird. Ich muss voran und schaffe es ganz gut, obwohl ich ziemlich müde bin. Lars und ich stürzen einige mal auf dem Rückweg aber wir schaffen es doch schneller als gedacht zum etwas gefährlicheren Teil zu kommen. Nach nur etwa einer Stunde haben wir den Großteil des Gletschers hinter uns und laufen durch das mit Schnee bedeckte Geröllfeld, über dem die Felswände emporragen. Und es gibt um halb neun schon einige Spuren von Steinen, die sich gelöst haben und heruntergerollt sind. Jetzt heisst es aufpassen.

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Nach kurzer Zeit haben wir schon das Geröllfeld passiert und laufen durch die letzten Ausläufer des Schnees.

Mit den Anfängen der Steine ziehen wir auch wieder die Steigeisen aus.

Nach weiteren vierzig Minuten kommen wir um viertel vor zehn morgens am Refugio an und können endlich die müden Füße aus den völlig verschwitzten Socken holen.

Das ist die Geschichte der Reise ans Ende der Welt. Ich bin sehr froh diese Reise gemacht zu haben und dankbar für die Erlebnisse und Erfahrungen mit meinem Komplizen und Mitgelittenen, Lars. Danke auch nochmal an unseren Guide Fabian! Auch wenn er das nicht versteht 😛

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3 Kommentare

  1. Hallo Felix,
    herzlichen Glückwunsch für diese tolle Leistung an Mut und Ausdauer! Hoffentlich findest Du Deine Fotos im Internet wieder.
    Schwebt man nach solch einem Erlebnis innerlich zwei Zentimeter über dem Boden…? Für uns Flachländer ist so eine Tour
    kaum vorstelllbar. Wir freuen uns schon auf das Wiedersehen mit Dir!
    Viele Grüße aus Hamburg von Oma Heike und Opa Uwe

    1. Selbst wenn man nach so etwas schweben würde oder könnte, dann holen einen die Kinder direkt wieder auf den Boden zurück 😀 .
      Wenn man so etwas machen muss, dann dauerts etwas länger, aber nach einer Woche anpassung, so sagen die Guides, kann man das auch machen.

  2. sehr stolz auf dich!!! ♥
    freu mich schon endlich in 6Wochen wieder in diese Arme zu hüpfen ! :*
    ganz viel Liebe an dich ! :* ♥

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