Buenos Dias Quito! Una ciudad bonita!

Meine erste Woche in Quito, Ecuador ist schon vorbei ohne, dass ich realisiert habe, was hier eigentlich grade abgeht. Ich habe einen 12 Stunden Flug hinter mir mit anschließendem Jet-Lag, dem ich durch unkontrolliertes Schlafen noch etwas zugespielt habe, aber inzwischen ist meine innere Zeitzone auch hier in Südamerika angekommen. Hinzu kommt ein dreitägiges Camp von VASE, der lokalen Austauschorganisation des Netzwerkes ICYE, mit 31 Deutschen, 3 Österreichern, 3 Schweizern, 2 Engländern, einer Irin und einer Dänin.

Da war die allgemein gesprochene Sprache natürlich sofort klar – Englisch 😉 . Es gab kleinere Beschwerden, weil zu viel Deutsch gesprochen wurde :*) . Die Themen waren fast gleich mit denen auf dem Vorbereitungsseminar, inklusive den üblichen Fragen zu Erwartungen, Befürchtungen, Wünschen etc, aber es gab auch sehr interessante Themen. Einmal haben wir Anhand des sogenannten Iceberg-Modells wichtige Eckdaten über die ecuadorianische Gesellschaft und Kultur kennen gelernt und die Highlights bildeten die zwei Abende.

Am ersten Abend des Camps gab es eine Willkommenszeremonie mit zwei Frauen, die noch traditionelle Medizin weitervermitteln, bei dem wir mit Rauch und Wind, Feuer, Wasser, Erde und Tabak begrüßt wurden und Armbänder als Talisman, sowie Steine, die bei der Heilung von Krankheiten helfen sollen, erhielten. Die Zeremonie hat den ganzen Abend gedauert und wir waren alle sehr Müde, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Das Highlight des zweiten Abends war eine Salsa-Stunde. Natürlich mit einem Einheimischen und der entsprechenden Musik. Das Tanzen macht sehr viel Spaß und ich habe schon deutlich schwierigere Tänze gelernt, auch wenn in der Stunde natürlich nur Grundlagen vermittelt werden konnten. Eine Aufgabe für jeden Freiwilligen war es einen kleinen Spanischtest auszufüllen, damit die Teamer das Level jedes Freiwilligen einschätzen konnten. Ich habe trotz meines Kurses nur etwa ein 1/10 geschafft – hätte ich mal besser gelernt. Wie sich heute herausgestellt hat, war das eigentlich kein Problem, da der Basic-Kurs zwar mit solchen Floskeln, wie ¿Como te llamas? begonnen hat, aber sehr bald schon neue Worte Eingang in meinen Kopf gefunden haben. Und die Basics zu wiederholen kann auch nicht schaden 😉 .

Freitags, also Tag drei, da das Camp erst Mittwoch begonnen hatte, war dann gefüllt mit Vorbereitungen für die Abreise in die Gastfamilien für die Zeit des Sprachkurses, einer kleinen Rallye durch Quito, deren Schwierigkeitsgrad durch das unklare Busnetz Quitos in die Höhe getrieben wurde, der Ankunft der tollen, aber unglaublich nervigen Handys, die man sich für einen kleinen Betrag bestellen konnte, einer Präsentation über Ecuador von einem College Professor für Internationale Beziehungen und den Präsentationen der Länder der Freiwilligen vor den Gastfamilien. Ich selbst habe ein altes, etwas kaputtes Nokia von Bernie bekommen, die gleichzeitig Teamerin bei VASE ist und ab September mein Zimmer in Deutschland bewohnen wird. Die Präsentation vom Professor war einerseits sehr lehrreich, aber nicht trocken und mit viel Witz.

Da man nicht 31 Menschen mit einer einzigen Präsentation beschäftigen kann, wurde Deutschland in Regionen aufgeteilt und von den daher stammenden Freiwilligen vorgestellt. Wir waren 9 Leute für NRW. Ich selbst habe etwas über die Schwebebahn, die Textilindustrie im Bergischen und die Bergische Kaffeetafel erzählt. Die Präsentationen waren entweder auf Spanisch oder wurden von einem VASE Freiwilligen übersetzt. Den Gastfamilien scheint es gefallen zu haben, auch wenn es insgesamt etwas lang gedauert hat.

Ich wohne mit Rebecca aus London und Constanza aus Toluca, Mexiko bei Sara. Die Wohnung liegt im Norden von Quito in der Vorstadt Calderon und es dauert ganz schön lange um in die Innenstadt von Quito zu gelangen. Heute habe ich mit Rebecca 2.5 Stunden mit den vollen Bussen nach Hause gebraucht. Man sollte sich halt nicht im Feierabendverkehr tummeln. Ansonsten braucht man circa 1 ¼ Stunde. Der Verkehr hier ist generell sehr anders. Anstatt zu blinken quetscht man sich selbst mit SUVs und Pick-ups durch jede frei werdende Lücke und wenn man sieht, dass jemand einem droht vor die Stoßstange zu fahren, dann hupt man zwei oder drei mal. Das scheint als Regeln zu reichen, da ich zwar immer fast vor Schreck umfalle, wenn mal wieder ein Auto mit einem Abstand von wenigen Centimetern überholt oder vor dem Bus stoppt, aber Unfälle habe ich noch keine gesehen. Gut, dass ich hier nicht fahren muss, da man als gesitteter Autofahrer total aufgeschmissen wäre :*).

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Und das Bussystem ist auch ein wenig anders. Es gibt so viele Buslinien, dass kaum jemand alle kennt, geschweige denn es Karten darüber gibt, wo welche Linie ihre Route fährt. Man fragt am besten drei verschiedene Personen nach dem Weg und wenn dann alle in etwa übereinstimmen, dann kann man sich relativ sicher sein, dass der Weg stimmt. Was passiert, wenn man dies nicht tut und ohne nach dem Weg zu fragen in einen Bus steigt, der scheinbar in die richtige Richtung fährt, das haben wir drei auch schon selbst ausprobieren können. Wir sind in einen Bus gestiegen, der von einem der Hauptterminals Quitos in unsere Vorstadt fährt, aber leider ist er nicht die Route zu unserer Haltestelle gefahren, sondern auf die vollkommen andere Seite der Stadt. Das hieß, dass wir abends um kurz vor 8h alleine in einem Bus saßen, der über Buckelpisten gefahren ist, von wo man schon den weit draußen liegenden Flughafen sehen konnte, und irgendwann seine Endstation erreicht hatte, ohne dass wir eine Ahnung von unserem ungefähren Standort hatten. Was tut wenn man nicht aussteigen will? Man fragt einfach den Busfahrer, ob er weiß wie man zu einer bestimmten Adresse kommt. Allerdings hatten wir nicht vor zu laufen, sondern wollten ein Taxi nehmen. Vororte sind abends nicht der beste Platz um als weiße Person aufzufallen. Stattdessen hat uns der Busfahrer angeboten für einen kleinen Obolus uns direkt bis vor die Haustür zu fahren. Wann hat man schon mal die Gelegenheit mit drei Personen einen ganzen Bus als privates Taxi zu haben?! :*) Also ist alles gut ausgegangen und wir waren etwas später mit etwas blanken Nerven wieder zu Hause. Seit Samstagabend haben wir uns auch nicht mehr verfahren. Nur das Aussteigen ist manchmal etwas schwierig, da man anstatt von wirklichen Haltestellen einfach mitten in der Fahrt mit ¡Gracias! oder einem Halteknopf Bescheid geben kann, dass man aussteigen möchte. Da muss man halt immer gut aufpassen. 

Sonntag waren wir mit Sara in der Altstadt und ich habe eine Spezialität Südamerikas probiert. Es nennt sich Chocolato con Queso und es ist drin was drauf steht. Man bekommt eine Tasse Kakao und einen kleinen Teller mit Käsestückchen, die so ähnlich wie Gouda sind. Diese tut man dann alle auf einmal in den Kakao und lässt sie vom warmen Kakao etwas aufweichen. Der Käse zerfließt allerdings nicht, sondern wird nur weich. Und dann kann man den Käse mit dem Kakao zusammen löffeln. Es schmeckt sehr gut und ich kann es nur weiterempfehlen!!

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Das Essen hier ist geprägt von Reis, Hühnchen und viel Obst und Gemüse, aber es gibt auch Fleisch und auch Spaghetti Bolognese haben wir hier schon gegessen. Ich wusste gar nicht, dass man Bananen in so viele Sachen verarbeiten kann. Es gibt Bananenchips, Bananenbrot, Bananenkuchen, gegrillte Bananen, Bananenpommes – frittiert -, ganz normale Bananen und vieles weiteres. Natürlich sind das nicht alles unsere gelben, krummen Freunde sondern auch grüne Bananen, die viel größer und gerader sind. Da hätte die EU bestimmt was zu meckern.

Comments

Eine Antwort zu „Buenos Dias Quito! Una ciudad bonita!“

  1. Avatar von Oma Heike und Opa Uwe
    Oma Heike und Opa Uwe

    Lieber Felix,
    vielen Dank für Deinen interessanten Bericht. Es klingt alles sehr spannend, wie Ihr in Eurer Jugendgruppe die großen und kleinen Probleme gemeinsam löst.
    Wir haben uns mit Hilfe eines Reiseführers und Google gut informiert über Dein neues Umfeld. Die Wirklichkeit im Alltag eines fremden Kulturkreises
    können wir damit natürlich nicht nachempfinden. Um so mehr freuen wir uns über die Berichte von Dir.

    Viele Grüße aus Hamburg von Oma Heike und Opa Uwe

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